HirschTalg

Text von Barbara Hoflacher, freie Redakteurin und Wildexpertin

 

Der gute alte Hirschtalg ist immer noch allen bekannt und in jedem Drogeriemarkt und Apotheken erhältlich. Weit weniger bekannt ist die Tatsache, dass viele Hirschtalgprodukte weitgehend aus synthetischen Bestandteilen zusammengesetzt sind, oder das Fett von Hirschen aus Neuseeland stammt.

Gewinnung und Zusammensetzung von Hirschtalg

Hirschtalg selbst zu gewinnen ist sehr einfach.

Mit wenig Aufwand und küchenüblichen Utensilien erhält man im Handumdrehen ein wertvolles, heimisches und naturbelassenes Produkt. Dafür den Hirschtalg mit der Küchenmaschine oder dem Fleischwolf zerkleinern und bei geringer Hitze in der Pfanne auslassen. Das Fett darf dabei nicht kochen. Sobald alle blutigen, bindegewebigen Teile gestockt bzw. geronnen sind, kann das flüssige Fett durch ein dichtes Sieb abgeseiht und weiterverarbeitet oder gelagert werden.
 

Der Anteil an gesättigten Fettsäuren beträgt 69,4% (vor allem Palmitin- und Stearinsäure), einfach ungesättigte Fettsäuren 25,7%, mehrfach ungesättigte Fettsäuren 2,4%. Der hohe Anteil an Palmitin- und Stearinsäure schützt und pflegt unsere Haut nachhaltig.

 

© Barbara Hoflacher

 

Die Verwendung des Hirschtalges in der Volksmedizin

Bei Hildegard von Bingen steht geschrieben: “ […] wenn ein Mensch von ganz schwerem Rheuma geplagt wird, […] zerstoße (frisches) Wermutkraut im Mörser zu Saft, nehme Unschlitt (Bauchfett vom Rind) und Hirschtalg und Hirschmark und so mache draus eine Salbe. Damit reibe ihn am (Ulmenholz-)Feuer kräftig ein, wo er die Schmerzen hat und er wird geheilt“.

Nach alter Tradition wird Hirschtalg für folgende Beschwerden empfohlen: Wundreiben, Wundliegen, offene Wunden, Erfrierungen, wunde Brustwarzen, Rheuma, Gicht, schmerzende Glieder, prophylaktisch gegen Blasenbildung bei langen Wanderungen, Wundwerden beim Radfahren, rauen, rissigen Händen und Füßen, besonders zur Pflege von Hornhaut. Hirschtalg wirkt ausgesprochen wärmend und schützend auf unserer Haut und zieht sehr schnell ein. Der Talg macht die Haut sehr weich und geschmeidig ohne einen Fettfilm zu hinterlassen.

Bei hartnäckiger Hornhautbildung ist er ungeschlagen das beste Mittel um die Haut wieder weich und geschmeidig zu machen und sorgt für angenehm warme Füße und Hände. Auch für die Gesichtspflege kann man Hirschtalg wärmstens empfehlen, besonders als Kälteschutz für nasses, kaltes Wetter. In Lippenpflegestiften gibt er nicht nur Konsistenz sondern auch sehr guten Schutz und Pflege.

Für die im Winter von Schnee und Salz geschundenen Hundepfoten ist eine Salbe aus Hirschtalg ein echter Segen. Am besten macht man gleich auch ein paar Salbendöschen für die eigenen, menschlichen „Pfoten“.


Vier Pfoten Balsam für Vier- und Zweibeiner

  • 50 g Hirschtalg
  • 50 ml Ringelblumenöl (ersatzweise Olivenöl)
  • 5 g Bio-Bienenwachs
  • Optional: 20 Tropfen biologisches Sanddornfruchtfleischöl („Vitaminbombe“ für die Haut)
  • Optional: 10 Tropfen ätherisches Bio-Lavendelöl

Dieser Schutzbalsam wurde speziell für die im Winter durch Kälte, Nässe und Salz stark beanspruchten Hundeballen, entwickelt.Jedoch auch die menschliche Haut profitiert davon enorm. Als Hand- und Fußbalsam, für Gesicht und Lippen, besonders bei trockener, rissiger Haut und als Wind- und Wetterschutz. Ebenso empfehlenswert für empfindliche Baby- und Kinderhaut.

Hirschtalg als Alternative zu Deos

Hirschtalg eignet sich nicht nur hervorragend für die Salbenküche. Eine aluminiumfreie, natürliche und zuverlässige Alternative zu herkömmlichen Deos lässt sich aus dem tierischen Fett unter Zugabe von Backnatron und Zinkoxid in wenigen Minuten herstellen.

Hiefür verrührt man 3 Kaffeelöffel Hirschtalg mit einem Mokkalöffel Backnatron (erhältlich in jedem Lebensmittelgeschäft) und einem Mokkalöffel Zinkoxid (erhältlich in der Apotheke). Bei Bedarf können noch 3-5 Tropfen ätherischen Bio-Lavendelöl untergerührt werden.

Eine erbsengroßes Stück der Deopaste pro Achsel ist für zuverlässigen Schutz ausreichend. Die angegebene Menge reicht für 3 Monate.

Als Ersatz für das ökologisch bedenkliche Palmfett erfreut sich der Hirschtalg zunehmender Beliebtheit in der Hobbyseifensiederei. Ein höchst erfreulicher Trend zu mehr Regionalität und Nachhaltigkeit.

 

 

 

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